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Lebensarten vervielfältigten sich, und so mußten mit der Zeit
auch solche streitige Fälle vor die richterliche Entscheidung kom-
men, auf welche die alten Gesetze keine Anwendung mehr finden
konnten. Die Richter verfuhren alsdann nach ihrer besten Ein-
sicht. Auch erkundigten sich wohl die Schöppen verschiedener
Gegenden unter einander, wie bei ihnen über gewisse Fülle
entschieden werde und richteten sich dann hiernach in ihren Er-
kenntnissen. Mit der Zeit wurden auch in den einzelnen Staaten
und Provinzen Europas die Gewohnheitsrechte aufgeschrieben.
So entstand in Deutschland um das Jahr 1226 der Sachsen-
spiegel und etwa fünfzig Jahre später der Schwab enspiegel.
Beide enthielten Sammlungen von Rechtsgewohnheitcn, jener
für Norddeutschland, dieser für Süddeutschland. — Im gericht-
lichen Verfahren wurden Zweikampf und Ordale, von welchen
S. 31 die Rede war, immer seltener. Dagegen kam die Folter
in Gebrauch. Durch furchtbare Marterwerkzeuge suchte man das
Geständniß von dem Angeschuldigten zu erzwingen.
Jene mangelhafte Einrichtung des Gerichtswesens, vor Allem
aber die geringe Macht der Könige, welche durch kein Mittel die
übermüthigen Grafen des Reiches in den Schranken gesetzlicher
Ordnung zu halten wußten, erzeugten auch das sogenannte Faust-
recht, welches das ganze Mittelalter hindurch herrschte, beson-
ders aber unter der Regierung der Hohenstaufen, die fast immer
von Deutschland abwesend waren.
Die Fehmgerichte. — Aus den alten Gaugerichten der
Deutschen gingen die berühmten Fehmgerichte hervor, deren
vorzügliche Wirksamkeit in das vierzehnte und fünfzehnte Jahr-
hundert fällt. Man nennt sie auch heimliche, Frei- und
Stuhlgerichte. Ihr Sitz war Westfalen; darum werden sie
auch wohl westfälische Gerichte genannt. Der Vorsitzende der-
selben hieß Freigras, seine Beisitzer Freischöppcn, der Ort
der Sitzung Fr ei stuh l. Der Hauptstnhl war zu Dortmund.
Die Freigrafen erkannten nur den Kaiser über sich und den Erz-
bischof von Köln, der, als Herzog von Westfalen, des Kaisers
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Extrahierte Ortsnamen: Europas Deutschland Norddeutschland Deutschland Westfalen Dortmund Westfalen
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Erdwohnungen von Menschen der jüngeren Steinzeit erbaut worden sein. Man fand dort Holzkohlen der Feuerstelle, Tonscherben, Knochennadeln und Spinnwirbel, die dem naturkundlichen Museum zu Münster zugestellt wurden. Auf diese Steinzeit weisen auch die Dolmen oder Steinkammern hin, die an den Grenzen der Ravensberger Lande und bei Beckum und Borken entdeckt find. Sie dienten als Begräbnisstätten. Ihre Einrichtung läßt bereits mit großer Gewißheit eine staatliche und gesellschaftliche Ordnung vermuten. Man will von solchen Dolmen wohl Orts- und Flurnamen herleiten, wie Steinkamp, Dolme, und aus diesen Namen deren vorgeschichtliches Bestehen.
Die Germanen in Westfalen.
Völkerschaften. Ob die Germanen oder die Kelten als Träger jener Steinzeit angesehen werden können, läßt sich heute noch nicht beweisen; sichere Kunde erhalten wir erst von dem Auftreten und den Wohnsitzen der germanischen Völkerschaften seit ihrem Zusammenstoß und Verkehr mit den Römern. In dem späteren Herzogtum Westfalen, also im Süderlande, an der Ruhr und Sieg, wohnten um Christi Geburt die Sigambrer, die Siegtapferen. Ähr Gebirgs- und Sumpfland war ihnen eine natürliche Festung. Auch schreckte dieses rauhe, unzugängliche Gebiet die Römer ab, und fo blieben die Sigambrer lange Zeit die „ungezähmten Sumpfbewohner". Als stolze, selbstbewußte Germanen gaben sie einst den römischen Gesandten die deutliche Antwort: „Die Grenze des römischen Reiches ist der Rheinstrom." Dem listigen Tiberius, dem Stiefsohne des Kaisers Augustus, gelang es jedoch, dieses starke Geschlecht nach wiederholten, ergebnislosen Kämpfen endlich senseits des Rheines zu verweisen?) Dort erstand aus ihren Reihen "das Geschlecht der Merovinger, das in Chlodwig den Begründer und Mehrer des mächtigen Frankenreiches stellte. Hören wir doch bei der Taufe Chlodwigs den greisen Bischof Remigius auf dessen germanische Abstammung hindeuten, wenn er sagt: „Stolzer Sigambrer, neige dein Haupt . . . Das verlassene Land wollte den Römern aber auch jetzt noch nicht gefallen. Konnte doch ein den Sigambrern verwandtes Volk, die Marsen, ohne Schwertstreich nunmehr dieses freie Gebiet besiedeln. Unter dem wachsenden Drucke der Römer verbrüderten sich die Marsen immer enger und treuer mit den Cheruskern an der oberen Weser und im Paderborner Land. An diese germanischen Recken, an ihre Grenzfeste Eresburg und an den tapferen Heerführer Hermann sollten sich dann später die größten deut-
1) Kaiser Augustus regierte von 30 vor Christi bis 14 ucich Chr. Kaiser Tiberius regierte von 14 n. Chr. bis 37 n. Chr.
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Extrahierte Ortsnamen: Beckum Borken Westfalen Herzogtum_Westfalen Christi Rheinstrom Chlodwigs Christi
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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ließ. Der Edeling war persönlich frei und durfte Teile feines Besitzes verkaufen. Ihm gehörte die Jagd. Nur die Töchter der Edelinge liehen ihr Haar frei herunterwallen. — Dem Edeling wurden aber auch sämtliche Lasten zugemutet. Er leistete Kriegsdienste und scheute weder Zeit, Mühe, Gesundheit noch Geldopfer. Durch einen unglücklichen Krieg wurde mancher Edele rechtlos und verlor sein Hab und Gut. Andere kamen zu Stand und Ehren. Aus ihnen bildete sich ein besonderer Adel. Ihm war die Geistlichkeit nebengeordnet, die allmählich zu großem Grundbesitz gelangte.
Den Edelingen unterstanden die Laten, die als altangesessene Bevölkerung unterworfen waren. Sie besaßen Feld und Acker, waren jedoch den Edelingen zu Abgaben verpflichtet. Ähnlich war das Los der Frielinge oder der Freien. Bei dem wachsenden Übergewichte des Adels und der Geistlichkeit machten sich diese Freien den Mächtigen des Landes dienstbar, um im Falle der Not deren Hilfe zu genießen; so wurden sie zu Schutzhörigen. Mischheirat war sämtlichen Ständen verboten. Ihr gemeinsames Band war die plattdeutsche Sprache. — Nicht selten löste sich das dienstbare Verhältnis der Stände. Unfriede, auch die große Zahl der Nachkommen führten alsdann zu Neugründungen von Höfen und Ortschaften, wie die Zusätze: lütke, klein, groß, alt, neu, ober, hoch und nieder in unseren Orts- und Hofnamen es noch ahnen lassen.
Karl der Große und die Sachsen (768—814),
Zwischen den Franken und Sachsen kam es oft zu feindlichen Zusammenstößen, zumal es an natürlichen Grenzwehren mangelte. Schon die Vorgänger Karls hatten mit den Sachsen wiederholt gerungen. Bei Sythen {zwischen Dülmen und Haltern) hatte Pippin die Sachsen geschlagen. Karl der Große wollte nun den häufigen Raub- und Plünderzügen ein sicheres Ende machen. Auf dauernden Erfolg konnte er aber nur rechnen bei dem Vorhandensein von sicheren Verkehrswegen. Der Lippeweg der Römer durfte ihm nicht mehr genügen. Wollte er mit Sicherheit im Sachsenlande weilen, auf Zufuhr von Lebens- und Kriegsmitteln bestimmt rechnen dürfen, dann mußte er in Westfalen mehrere Hauptstraßen schaffen. Daher ließ er den Ruhrweg bauen, der über Westhofen, Arnsberg, Meschede bis Bigge führt und über die Briloner Höhen bis ins Tal der Hoppecke reicht und dann das Diemeltal verfolgt bis nach der Eresburg. Die unsicheren und mühsamen Wege an den Flußläufen haben Karl nicht wenig zur Bildung eines kürzeren Landweges veranlaßt, den er uns im Hellweg hinterlassen hat. Karls Heere zogen über Essen, Bochum, Duisburg, Werl, Soest, Geseke nach Paderborn und Höxter. Viele Querstraßen mochten die Hauptwege verbinden. Jetzt konnte Karl nach Belieben und Bedürfnis seine Heeresmassen bald nach
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 14 —
Eresburg, Jrminsul, Dornberg und Donnersberg beziehen sich auf den heidnischen Götterdienst, auch Ermsinghausen und Ermelinghof. Bei allen Orts-und Flurnamen auf bram, dorn, efebe, ftebe, stein und webe, bei vielen Quellennamen als Sitter (Ziu) liegt diese Vermutung sehr nahe. Das Dorf Nottuln (Nuitlon) hält noch die Beziehung zu Woban fest; bertn biesem Gotte war die Nußstaube geheiligt. In der Nähe bieses Ortes liegt noch die Donner (Donar) -kühle, worin der Grinkenschmieb haust, und der Bucken-, b. i. Bockskamp, der auf die dem Thor geheiligte Ziege hinweist. Eggenrobe läßt in „eggia" (Schwert) an eine alte Tiustätte benken, ba dem Tiu das Schwert geheiligt war. Auch lebt bort ein Flurname Tie-Tiu (Ziu). Die Einhöfe im Flachlanbe waren mit Gräben und Wällen wohl bewehrt. Benachbarte größere Bauernhöfe in günstiger Lage und mit befonberem Volksoerkehr würden auch Mittelpunkte der Völkerschaften, sie waren oft Malftatt') und Opferftätte zugleich. Das verbürgt uns Münster. Der Karnpworbesbecker-Hof umfaßte Mauritz- und Martini-Pfarre. Die Brockworbe nennt sich heute Lamberti, ßubgeri und Aegibii. An den Bispinghof erinnert die gleichnamige Straße; der Gasselhof besteht noch heute. — Einzelne Bauernhöfe vereinigten sich zu einer Bauerschaft, diese zur Markgenossenschaft. In der Beerlage am Abhange der Baumberge besteht noch die Mark Risau, die Aulenborfer Mark. Seber Marfgenoffe befaß ein Eigentum, das Allob. Am Markwalb hatten alle Ansiebler gleiches Recht. Dieses gemeinsame Besitztum nannte man Allmenbe, heute Gemeinbegrunb, den man noch in jüngster Zeit an manchen Orten unserer Provinz (Haltern, Marburg, Brilon, Recklinghausen) wohl zu schätzen wußte. Der Kuhhirt in Bochum erinnert an Gemeinbeweibe und -Hirt, die im Sauerlanbe noch weiter bestehen.
Rechtswegen. Übergriffe und Freveltaten blieben den (Bemeinben nicht erspart. Qrbnung mußte auch bamals herrschen. Für die Mark würden Gesetze und Vorschriften auf dem Thie (Versammlungsplatz)2) gegeben. Thie-felber sinb bei uns nicht selten.
Schon in germanischer Zeit mochten Richter, Schöffen und viel Volk aus den Nachbargauen nach Mimigernaforb eilen, dem Laerbrock ober nach Laer, wo heute ein Heibekreuz auf einer kleinen Anhöhe im Schatten einer uralten Linbe uns von heibnifcher Rechtsprechung melbet. Der Richter setzte sich aus die Steinbank unter der Linbe. Vor ihm lagen Strick und Schwert als Zeichen seiner Macht. Im Halbkreis stauben um ihn wetterharte, ernste Männer, bewehrt mit schweren Waffen. Des Gaugrafen Schilb hing am Linbenbaum, und keiner wagte, den Frieden der Malftatt zu stören. Der
x) Malstatt = Gerichtsstätte für den Gau.
2) Thie — Gerichtsstätte für die Mark.
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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überzeugt, daß ein eherner Löwe vor seiner Burg in Braunschweig jedem davon Kunde geben sollte. Die Großen des Landes, Adelige und Fürstbischöfe, ließ er seine Macht gar deutlich fühlen. Man fürchtete ihn. Im Volksmunde hieß es: „Heinrich der Löw' und Albrecht der Bär und Friedrich mit dem roten Haar, das sind drei Herren, die können die Welt verkehren." Als Barbarossa in Italien seinen Plänen nachging und allzuwenig an reindeutsche Interessen dachte, wie Hebung des Deutschtums, Urbarmachung des Bodens und Bekämpfung der Slaven, da glaubte der junge Löwe, diese Aufgabe selbst lösen zu müssen. Als kluger Staatsmann unterstützte er in seinen herzoglichen Landen das friedliche und segensvolle Walten der Benediktiner. Auch die Ansiedelungen der Prämonstratenser und (Zisterzienser wurden durch ihn gefördert. Unsere zahlreichen westfälischen Klöster gehen in ihren Anfängen auf diese Zeit zurück. Ihre Gründung war auch wirklich in jener Zeit nötig. Die infolge der Kriege verrohten Gemüter mußten wieder an Religion und Sittlichkeit gemahnt werden. Es wurden die dichten Wälder unserer Heimat gelichtet und weite Einöden kultiviert. Das haben am nachhaltigsten die (Zisterzienser besorgt. Sie widmeten sich als Bauernmönche hauptsächlich der Bodenkultur. In sumpfigen und waldigen Gegenden, so im Kreise Warendorf bei Marienfeld und Hardehausen und im Kreise Brilon sind sie mit beispiellosem Erfolge tätig gewesen. Herrliche Alleen und prächtige Parkanlagen, hübsche Gärten und fruchtbare Felder zeugen noch heute von deren Wirksamkeit. Ihre Höfe waren Musterhöfe für unsere Heimatprovinz. — Auch das Handwerk pflegten die Mönche. In der Wollweberei, in Brauerei und Eisenindustrie waren sie tüchtige Meister. — Besonderes Ansehen genoß das Kloster Cappenberg in Westfalen, das damals gegründet wurde und das reichste Kloster Deutschlands ward. Sein Gründer war der Graf Gottfried, der den Bischof Theodorich von Münster im Jahre 1122 zur Einweihung des Klosters berief, das alsdann eine Heimstätte der Prämonstratenser wurde. Im weiten Umkreise errichtete der Orden sieben Gotteshäuser. Auch das Kloster Varlar bei Coesfeld ist eine Gründung des Kappenberger Ordens, der dort einen Oberhof inne hatte. An die Tätigkeit der kunstsinnigen Mönche erinnert noch das herrliche Schnitzwerk im Innern ihrer Kirche. Der heutige Wohlstand der Landleute dieser Gegend ist nicht zuletzt dem vorbildlichen Schaffen und Wirken des Ordens zu verdanken. Ihm find die Kappenberger auch heute noch dankbar. Gottfried ist ihr Kirchen-patron. Die erstgeborenen Söhne führen nicht selten seinen Namen. Gottfrieds Gebeine ruhen in der Schloßkirche. — An dem dritten Kreuzzuge, unter Konrad Iii., konnten Westfalens Söhne sich nicht beteiligen. Sie sollten einen Kreuzzug gegen den näheren Osten führen. Hier war das Missionswerk der Lüneburger arg in Verfall geraten; denn die Wenden waren wieder zu ihren
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Extrahierte Personennamen: Albrecht Friedrich Friedrich Barbarossa Barbarossa Cappenberg Gottfried Gottfried Gottfrieds Konrad_Iii Konrad
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
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Ursprung in dem alten Gau Westfalen. Ihr erster Graf von Ansehen und geschichtlicher Bedeutung war Hermann I., der um 987 regierte. Dessen Tochter Gisela wurde die Gemahlin Kaiser Konrads Ii. und die Stammutter Heinrichs Iii., Iv. und V. — Die Grafen hatten ursprünglich ihren Sitz zu Werl. Ein Graf Konrad von Werl erbaute um 1100 das Arnsberger Schloß und verlegte seinen Sitz nach diesem wald- und wildreichen Orte. Er nannte sich Graf von Arnsberg und führte als Wappen einen silbernen Adler mit goldenen Fängen im blauen Felde. Seine Nachfolger waren tapfere und streitbare Männer, die dem Kaiserhause treu zur Seite standen und im Kriege das Reichsbanner führten. — Sie sicherten ihr Ländchen durch Anlage fester Burgen zu Neheim, Grevenstein, Hirschberg und Eversberg. Treue und wehrhafte Burgmannen übernahmen dort die Grenzwacht. — Unter Friedrich dem Streitbaren erlebte die Grafschaft eine unruhige Zeit. „Seine Hand war gegen alle, aller Hände gegen ihn." Er lag im Streit mit dem Kölner Herzog, der die Grafschaft durch Grenzfesten immer mehr einengte und bedrohte. Von den Soestern erpreßte er Geld. Dem benachbarten Grafen oon Berg untersagte er den Bau der Burg Altena. Seinem Schwiegersohn Gottfried von Cappenberg wollte er die Gründung des Klosters verbieten.
Mit der Zerstückelung des sächsischen Herzogtums durch den Vertrag von Gelnhausen im Jahre 1180 kam Arnsberg unter Kölner Herrschaft. Das selbständige Regiment des Grafen hatte nun bald ein Ende. Die Eölner Herzöge wollten Herren im Lande sein. Sie mehrten durch Kauf und Tausch ihren Landbesitz innerhalb der Grafschaft. Durch ihre weltliche und geistliche Stellung wurden die Eölner den Grafen überlegen. Die Herzöge sorgten für den Landfrieden und entschieden in rechtlichen Dingen. Ein Graf Gottfried fühlte sich gegenüber dem Grafen von der Mark bereits so schwach, daß er, des ewigen Streites müde, feine Herrschaft 1369 an Köln verschenkte. Seine sterblichen Überreste fanden eine ehrenvolle Ruhestätte im Kölner Dom, bei deren feierlicher Beisetzung ein Ritter des Sauerlandes klagend ausrief:
„Hier liegt unsere Herrschaft von Arnsberg."
Die Grafschaft Ravensberg.
Ravensberg. Nach der Sage herrschte in der Vorzeit am Dsning ein mächtiger Graf, mit Namen Ravo. Seinen drei blondgelockten Töchtern schenkte er Iburg, Tecklenburg und Raoensburg. Letztere gab seit Ottos Zeiten Der Grafschaft Ravensberg ihren Namen, die seither unter dem Grasen von Kaloelage stand. Dieser besaß anfänglich nur die Bergfeste. Allmählich erweiterte sich sein Besitz durch Ankauf, Krbschaft und rohe Waffengewalt. Auch baten ihn wohl Grundherren der Umgegend um seine Schutzherrschaft, um in
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Extrahierte Personennamen: Hermann_I. Gisela Konrads Konrads Heinrichs Heinrichs Konrad_von_Werl Konrad Friedrich Friedrich Gottfried_von_Cappenberg Gottfried Ottos
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Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 43 —
featen lieferten und kauften nur gegen Barzahlung und gaben keinen Kredit. Daher gewährte man ihnen vielfach Schutz- und Zollfreiheit, so in Holland und Flandern. — Mit westfälischer Ware wanderte auch Westfalens Recht und Sprache ins Ausland. In Riga und London sind westfälische Familien--und Straßennamen nicht feiten. Die Ludgerusfeier wurde von Munster nach Riga übernommen. Die bekannte St. Nikolausfeier in Westfalen soll
Sfabfroage aus dem 15. Jahrhundert.
aus jener Gegend stammen. — Nach den Siegen Englands über Frankreich wurden die deutschen Kaufleute im Stahlhof nicht mehr gern gesehen. — In Rußland wurde im 15. Jahrhundert der Petershof geschlossen, und Iwan ließ Kaufleute aus Münster, Dortmund, Bielefeld und Marburg „in schwerem Gefängniß werfen, so daß etliche gantzer neun Jahre in den faulen Thürmen elendiglich zubringen mußten". — Die erstarkende Reichsgewalt machte allmählich im Heimatlande das Bestehen der Hansa überflüssig. Der kaufmännische Sinn der westfälischen Hanseaten hat sich ruhmvoll erhalten in dem heutigen Nachwüchse, der ebenso geschickt wie energisch die alten Handelsbeziehungen vergangener Tage pflegt und befestigt.
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Extrahierte Ortsnamen: Holland Flandern Westfalens Riga London Munster Riga Westfalen Siegen_Englands Frankreich Stahlhof Petershof Dortmund Bielefeld Marburg
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Extrahierte Personennamen: Johann_von_Cleve Johann Fünfer_Johann_Hielt Johann Junker_Johann Johann Johann
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Regionen (OPAC): Westfalen
Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Geschlecht (WdK): koedukativ
— 34 —
wurde von dem Nachfolger des Herzogs nunmehr anerkannt. Dieser bat ihn in Kriegsgefahr sogar um Hilfe und Schutz.
Nach einer Niederlage bei Worringen war die Machtstellung des Erzbischofs gebrochen. Die vereinigten Großen unserer Provinz nahmen die Rechte des Herzogs für sich in Anspruch. Ihre Beamten erhoben von den durchreisenden Kaufleuten die Zölle. Die gräfliche Landwehr gab den reichbeladenen Lastwagen der Reisenden sicheres Geleite. Der unheilvolle Streit der
Burg Altena. Zeichnung von Alb. Richter.
märkischen Grasen mit dem Herzog sollte sobald kein Ende nehmen. Beide Parteien warben um Essen, Dortmund, Brakel und Westfalen. Am Ende des 14. Jahrhunderts starb der letzte Graf von der Mark, und das Land der roten Erde wurde unter dem Grafen Adolf mit Eleve vereinigt. Dieser erhielt auf dem Konzil zu Konstanz 1417 aus der Hand Sigismunds die Herzogswürde, und neue Kämpfe um die Vorherrschaft in Westfalen waren unausbleiblich.
Die Grafschaft Arnsberg.
Die Grafschaft Arnsberg ist das Land der tapferen Sigambrer. Sie umfaßte zu Karls Zeiten besonders das gebirgige Süderland und hat ihren
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Extrahierte Personennamen: Adolf Karls
Extrahierte Ortsnamen: Burg_Altena Dortmund Brakel Westfalen Westfalen Karls